Montag, 18. Dezember 2017

Prä-Besinnliches, Raw und ohne Zucker



Achtung: erst ein loser Text (siehe gleich) und später dann jede Menge Gelaber in Form eines langatmigen Empfehlungsschreibens (siehe weiter unten). Ob das passt oder angemessen ist? Fraglich. 

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Ich möchte es wieder ganz-renovieren. Mein Leben im Ganzen betrachten. Als Dirigentin der eigenen Gedanken alle Spuren der Zeit zusammenkleben und die verstaubten Notizen im Schrank neu beleben. Ich hatte da einen Plan im Kopf. Einen, der vorsieht alles neu zu gestalten, einen der darauf aus ist erfolgreich Dinge zu perfektionieren und einen, der Puzzleteile zu einem sinnvollen Konstrukt werden lässt. Dazwischen kratze ich mir den Kopf auf. Und meine Ohrmuscheln. Wieso es überhaupt an solch absurden Stellen juckt, bleibt zweifelhaft. Dazwischen herrscht außerdem Leere und ein leichter Titus, der wie leichtes Meeresrauschen im linken Ohr – das von mir bisher noch einigermaßen verschont geblieben ist – summt. Ich denke auch daran in diesem Rauschen zu versinken und ganz langsam in diesem Meer aus Möglichkeiten zu ertrinken. Ich habe darin gewissermaßen Übung und schwanke zwischen grandiosen, neuen Ideen und extremem Leerlauf. So laufe ich irgendwie blind und tapsig über loses Fundament und hoffe dabei Neues zu entdecken.

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Während, vor und nach dem (vermeintlich) zuckerfreien Weihnachtsschmaus höre ich - mit wärmster Empfehlung - in Endlosschleife übrings:
- Sophie Hungers "House of Gods"
- Me and my Drummers "You Are A Runner"
- Daughters "Don't Care"
... und natürlich Coldplays "Rush of Blood to the Head" Album von 2002 (Whaaat?), schreibe statt Masterarbeit fleissig über den fraglich-sinnvollen, aber aktuell-aktuen Leerlauf, den Zustand zwischen vor und während dem präs-besinnlichen Virus und schlafe eigentlich den Rest der Zeit, so dass es ständig schrecklich dunkel ist. Darüber ärgere ich mich hin und wieder auch ganz schön, halte mich dann für undankbar und wehleidig und drehe mich dann wieder um und nicke friedlich ein. Natürlich, alles ein bisschen übertrieben und im Sinne der dichterischen Gestaltbarkeit, dennn zwischendrin habe ich durchaus auch Zeit für Serien, Hörbücher und Bücher, das ein oder andere Café -Date und exkessive Back- und Kochsessions, allerdings mit geringfügigem Erfolg, so dass ich hier nur (wärmste) Serienempfehlungen für (kalte) Tag-Nacht-Zustände aussprechen und Bücherempfehlungen abgeben werde, aber kein Bild von meinen zuckerfreien Plätzchen zeige

Also da wären zum Beispiel:
- Startup: hauptsächlich wegen Adam Brody (California, here we come!) angefangen (haha), aber dann war es ganz gut (auch so) zum weitergucken. "Holmes" spielt übrings auch mit
- Mindhunter: David Fincher erzählt die Anfänge des Profiling in den 70ern und das 'Verstehen-wollen' von Serien Killern in den USA mit all ihren Abgründen und Falltüren.
- This is us: verschobene Zeit- und Erzählebenen machen den Reiz der ansonsten doch sehr stereotypen und kitschigen amerikanischen Familienserie aus. Richtig schlimm fand ich nur die schlecht geschminkten Masken von Mandy Moore als Oma, ansonsten hat die Serie alles um das Krank-sein für eine Staffel zu vergessen. 
 - The Marvelous Mrs. Maisel: eine Frau in den 50er Jahren in NYC auf der Suche nach ihrer gesellschaftlichen und beruflichen Rolle, mit viel Witz und Charme. Love Rachel Brosnahan! 
- The Sinner: mit Jessica Biel in der eskalierenden Hauptrolle, schwächelt zwar am Ende, hat aber großartige Momente und gruselt dabei immer ein bisschen.
- Halt and Catch Fire: meine neuste Amazon-Entdeckung und schon wieder eine Geschichte, die in der Vergangenheit spielt (scheint gerade hip zu sein): diesmal die 80er im Zusammenhang mit dem Aufkommen von Personal Computers und großen Ideen, ein bisschen Love und ganz viel Drama ist natürlich auch dabei. 
- 4 Blocks: ich mag sowohl Kida Khodr Ramadan als auch Frederick Lau in ihrem Gansta-Paradies Neukölln. Kann man mal gucken. 

Zu meiner Konsum-Verteidiung: ich lag 2 Wochen komplett im Bett. Aber so richtig erklären kann ich mir dieses Suchtverhalten trotzdem nicht. Wahrscheinlich ist es wie mit dem Schreiben - plötzlich stehen da all diese Buchstaben! Und damit niemand glaubt, ich würde nur glotzen, hier noch schnell meine literatischen Hightlights der letzten Monate (wenn ich nicht binge watche oder lese,  spiele ich nämlich auch gerne Denis Scheck!) 
- "Leere Herzen" von Juli Zeh: Gesellschaftkritik in Juli-Zeh-Romanform. Nicht so wahnsinnig gut wie "Unterleuten", aber durchaus sehr gut.
- "Die Hauptstadt" von Robert Menasse: ein Roman so verworren wie das Leben und gleichzeitig interessant und sehr klug.
- "Selbst Denken" von Harald Welzer: am Anfang dachte ich noch "ich kann das Buch nicht lesen, das macht mich depressiv", dann wurde es aber doch noch konstruktiv. Grundsätzlich ist selbst denken halt sehr anstrengend, aber nützlich. 
- "Untenrum frei" von Margarete Stokowski Sehr lesbarer, lustig und ehrlicher Feminismus!
- Elena Ferrante-Stoff 1-3 für eine kleine Weltreise, macht süchtig und lässt einen alles um einen herum vergessen. 
- "Leben" oder "Träumen" von Karl Ove Knausgard: Dicke Schinken mit wenig Handlung, aber perfekter, melancholischer Abtauch-Atmosphäre.
- "Einfach Holz" von Antje Rittermann: Und am Ende noch mal was mit Holz, klar. Bestes Inspirationsbuch so far, für alle die gern Holz von der Straße sammeln und damit ein Schloss bauen wollen. 

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halleluja! Was ihr essen dürfst bleibt natürlich euch selbst überlassen. 
Nur halt ohne Zucker, und Raw. Hauptsache Prä-Besinnlich. Ende Gelände.