Freitag, 10. November 2017

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Heute: Novemberblues trifft manisches Produktionswesen und zeugt ein abgedrehtes Kind mit ihr. Hoppla.


Ein gefundenes Fressen, ein Rollenspiel bei dem die Rollen unklar verteilt sind. Eine unklare Struktur, in gut organisierten Haushalten, so wie meinem. Wo immer alles aufgeräumt ist weil ich mal gelesen habe, dass sich der äußere Umstand auch auf das Innere überträgt. Weil ich immer wissen will wo ich was finden kann. Ich suche einen Schneebesen, ich weiß wo er zu finden ist. Ich suche einen Konflikt, dann eine Lösung, ich weiß wo beides zu finden ist. Normalerweise. Heute befürchte ich, nicht mehr zu wissen wo meine Socken sind. Es herrscht Chaos und ich bin kurz davor die Kontrolle zu verlieren. Es ist so wie kurz vor einem Sturm, still und leise und irgendwie surreal. Also mache ich das was ich immer tue wenn ich das Gefühl habe ich verliere die Kontrolle: ich schlafe. Ich verschlafe den halben Tag, die halbe Woche, gefühlt den ganzen November. Davon sehe ich ganz müde und zerzaust aus – irgendwie auch harmlos und wie ein kleines Mädchen -, aber in Wirklichkeit sind das die ersten Anzeichen akuter Chaos-Symptome. Dass ich fange Dinge zu verlieren und Verabredungen vergesse auch. Ich weiß nicht mehr welches Datum heute ist und morgen sein wird. Welcher Wochentag und ob ich einkaufen gehen kann. Dann stehe ich im Flur und weiß nicht warum. Dieser Zustand kann wie Milch jeder Zeit kippen. Ein gefundenes Fressen für alle meine Hater, denke ich und meine damit hauptsächlich mich. Ich denke, so will ich das nicht und dennoch, so ist es. Ein Rollenspiel, dass zwar reflektiert und einstudiert ist, aber ich vergessen habe, welche Rolle noch mal meine war. Ob jetzt lachen oder weinen sollte, ob ich jetzt sagen sollte „ja genau darauf habe ich gewartet“ oder ob es war „stopp, so nicht mit mir“. Und plötzlich wirkt mein Haushalt so wie der von anderen: von Außen irgendwie aufgeräumt, von innen aber wie bei Hempels unterm Sofa.

Und dann immer dieses Durchschauen. Ist anstrengend und kostest mehr Kraft als ein paar lächerliche Sit-Ups. Und immer diese Aufmerksamkeit. Geschenkt und Beansprucht. Ebenso zweifel- wie zwanghaft. Und immer dieses Reflektieren. So als müsste ich zu einem Point of Erkenntnis gelangen wo ein kleiner Schatz auf mich wartet, der mir dann zu meiner Großspurigkeit gratuliert. „Herzlichen Glückwunsch“ und „von hier geht’s nur noch abwärts“. Oder „Herzlichen Glückwunsch, Sie haben endlich mal ihr Tagespensum geschafft“. Einmal. „Jetzt heißt es weiter ranklotzen und nur nicht aufgeben“. „Immer schön weiter in den Kopf verziehen“. Wahrscheinlich würde der Schatz mir dann freundlich auf die Schulter klopfen und auf den Weg der Erkenntnis zeigen. Der so steil nach oben geht dass mir schwindelig und ich kotzen würde. Und zack, hätte der Schatz kein Bock mehr auf Schatz-sein und würde fortan nur noch Fehlinformationen liefern und wilde Spekulationen. 
Also doch lieber umdrehen, weiterschlafen und den November gezielt ignorieren.  Mit seinen traurig-nassen Nebelschwaden, seinen fadenscheinig leeren Argumentations-und aneinandergereiten Symtomketten sollte der lieber draußen bleiben und nicht meinen Kopf ukupieren. Denn alles was dann entsteht ist ein abgdrehtes Kind. Eins das Chaos macht! "Aber ich fürchte dafür ist es jetzt zuspät". Sagt jemand, der gerade etwas zu fressen fand.