Die allgemein
hingenommen und gleichzeitig allgemein verabscheut wird. Und meine persönliche (höchst dramatische!)
Story dazu.
Ich stehe in einem Kellerloch, das nach Kellerloch
riecht und frage, wie es denn so mit Schimmel sei. Kein Problem, bekomme ich
als Antwort. So lange man nur alle Möbel einen halben Meter von der Wand
abrücken würde. Ich betrachte argwöhnisch den Raum und stelle fest: alle Möbel
befinden sich eigentlich in der Mitte des Zimmers. So lange man nur genug
heizen und genug lüften würde. Man gewöhnt sich ja immer schnell an Alles, sage ich
nüchtern und betrachte den Schlauch an Wohnung. Immerhin gibt es eine Küche,
immerhin passt ins Schlafzimmer ein Bett. Immerhin. Alles keine
Selbstverständlichkeit, alles schon gesehen. Ich erzähle dem im Grunde recht
netten Typ von der Wohnung mit Schlafzimmer, in der kein Bett der Welt gepasst
hat. Wir schimpfen eine Weile über die allgemeine Wohnungsplage. Dann
verabschiede ich mich und trete – durch eine doppelte Pressspantür - aus dem
Kellerloch in den tatsächlichen Fahrradkeller. Ich stolpere die Treppe hoch und
atme erst einmal durch.
Nach fünf Wohnungsbesichtigungen fühle ich mich als
bräuchte ich erst einmal eine Woche Spa-Urlaub und Asthmaspray. Bisher hatte
ich wohl einfach immer ziemliches Glück gehabt und schnell ein WG-Zimmer gefunden. Klar,
ich bezahle gerade auch nicht gerade wenig für meine schicken zwei Zimmer in
meiner 150qm Altbau-WG. Klar, ich bin verwöhnt, in jeder Hinsicht. Und dennoch
sehe ich nicht ein, in eine Zweizimmer-Schimmelbude zu ziehen! Und das für 700€
Warm.
Wohnungsbesichtigung Nummer neun, ich bin fünf Minuten zu früh, die Wohnung ist wieder Paterre. Ein ganz schlechtes Omen. Das „zweite Zimmer“ welches ich soeben betreten habe, ist in
Wirklichkeit eine kleine dunkle Küche. Kann man ja so oder so verstehen, gibt der Vermieter mir ein wenig kleinlaut zu verstehen. Im anderen Zimmer gibt es nicht mal ein
Fenster. Kein Keller, kein Balkon, kein Garten, kein Bad mit Fenster. Ich sage
freundlich, dass ich mich besprechen und dann wieder melden werde. Ich schätze
jedoch mein leicht säuerliches Gesicht hat bereits allen Beteiligten klar gemacht, dass ich lieber zu meinen Eltern in den Garten
ziehe, als in diese fensterlose Miniaturbude. Dennoch lasse ich mich breit schlagen, mir auch noch nen Ort für die Waschmaschinen zu zeigen. Eigentlich das Beste an der ganzen Wohnung! Denn so sehe ich wenigstens noch nen wahrscheinlich mehrere Jahrhundert alten Gewölbekeller. Interessant ist es schon, murmele ich, während der Vermieter mich leicht ungläubig an sieht.
Nach zehn Wohnungsbesichtungen bin ich nur noch
frustriert. Bisher haben wir nur zwei Wohnungen überhaupt zugesagt und warten
seit dem im Hold-Modus auf Resonanz der Vermieter. Insgeheim haben wir beide
Wohnungen schon komplett eingerichtet, wieder ausgeräumt und umgestaltet.
Theoretisch habe ich bereits den jeweils passenden Tisch bei Ebay Kleinanzeigen
gekauft, praktisch habe ich jede Nacht von der Plage geträumt. Inzwischen halte
ich alles für verhextes Schicksal und entweder für ein großes, sehr ungerechtes
Unglück, für eine Bestrafung oder für schlechtes Karma. Natürlich ist das
völlig überzogen und angesichts der Weltlage völlig unangebracht, aber so ist
es nun mal. Ich verzweifle aus folgenden Gründen: der Tatsache, dass ich
andauernd mit meiner Zukunft und den dazugehörigen sehr realen Ängsten
konfrontiert bin. Dass ich andauernd beweisen muss, warum ich die Richtige für
diese bescheuerte Wohnung sein soll. Was die „richtige“ Wohnung für mich ist.
Wie ich mich präsentieren muss, um die „richtige“ Wohnung zu bekommen. Wann ich
was wie weglassen und was ich wie wann erwähnen sollte. Was für Rechte und
welche Pflichten ich habe wenn ich einziehen darf. Die ganze Abhängigkeitsscheisse
eben. Wie viele Kompromisse ertragbar und wie viel Raum nötig ist. Wie viel
Platz ausreicht. Dazu kommt, dass nicht nur ich entscheide, sondern wir. Wir sind
ganz neu in diesem Metier. Aber, wir sind ja stark. Donnerstag um halb neun flattert dann ein Mietvertrag
rein. Einfach so, zack, hängt er als Attachment in der Mail. Ganz ohne
Vorwarnung, ganz ohne Schnickschnack. Im Kopf waren wir längst wieder raus, wo anders, in Gedanken, bei Alternativen und im
ständigen Such-Rausch.Nach zerissenen Gefühlen, ambivalenzen Tendenzen,
einer Pro- und Kontra-Liste (ich hätte Niemals gedacht wie spießig ich
geworden bin) und ein paar Pseudobesichtigungen haben wir zugesagt. Ohne das
Gefühl, alles richtig gemacht zu haben, aber mit dem Gefühl, keine Energie mehr für die Suche nach dem
"Richtigen“ aufbringen zu können. Uns dem Wohnungsmarkt zu opfern, wie alle anderen auch. Im Rahmen der Möglichkeiten und so, dass unsere Ansprüche einer zentralen Wohnung erfüllt sind. Wenn also alles gut geht, haben wir also bald eine kleine
gemeinsame Wohnung. Zwei Zimmer, Küche, Bad und ein kleiner Balkon. Genauso wie
AnnenMayKantereit und ich es mir gewünscht hatten. Nur eben kein Altbau, nur
eben Plattenbau. Grau und hässlich- jedenfalls von Außen betrachtet. Wir werden es liebevoll ‚die graue Platte’ nennen. Und wie gesagt, man gewöhnt sich ja an alles sehr schnell.
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Happy End der Story und (fast so) grün: unser 5qm2 Balkonien! |