Montag, 30. Januar 2017

I call it a nonsense-poetry-experience

   
Wir ziehen an Haaren so, als gäbe es etwas, was irritieren könne. 
Blauwale und Trinksprüche. 
Müde Gedanken und Lebenssinn.
Warten auf Erlösung und den richtigen Moment.
Spalten und teilen.
Die Parallelwelt. Nicht unsere.
Dissoziieren. 
 
Mut zur Distanzlosigkeit.
Wir liegen umschlungen.
Wie Ying und Yang in einem Reagenzglas.
Wie Bonny und Clide im Fegefeuer.
Wie Hungernde im Schlaraffenland.
Wie Milch in Backhofen.
Spielen wir Leben. 


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Vorhaben für dieses: auch sowas darf sein. Mein Blog, meine Experimente. Januar in einigen Worten: zäh, zaghaft, kalt, schwach und ganz schön launig. Vorsichtiger Optimismus was Februar angeht. Vorsicht vor der Wildkatze!

Dienstag, 10. Januar 2017

Ausnahmezustand im Primatengehege?


Nach langer Abwesenheit starte ich meinen Blog ins neue Jahr auf gewohnt überfordernde Art und Weise, mit genauso vielen Rechtschreibfehlern wie sonst (aber in Arial) und natürliche einer großen Portion viraler Hartnäckigkeit und leicht pessimistischer Verstimmung. Meine heutige gesellschaftskritische Überlegung/ Frage: sind wir* ein Haufen seelenloser Primaten gefangen in einem Zoo aus Möglichkeiten? So weit so leicht beantwortbar (aha). Natürlich brauchen wir (unbedingt) erst einmal ein kleinen Abriss mit eingespickten Gesellschaftsdiagnosen. Denn ohne die genauen sowie generellen Umstände kann wohl niemand zu einem Urteil kommen (ha, what?). 
Zum einen haben wir Handlungsspielraum en masse. Haben die Möglichkeit unser Selbst in Anlehnung an unsere perfektionistischen und Konsum-orientierten Vorstellungen zu modifizieren. Angepasst an ein Ideal, das eine grenzenlose Optimierung des eigenen Kapitals verspricht. Ganz nach dem Motto: alles was ne Macke hat, wird direkt umgetauscht. Der Anschiss dafür geht auch direkt an den Produzenten; die vietnamesische Näherin, die gerade einen Lungenentzündung verschmerzen muss und deshalb unachtsam war, nicht an die Komsumierende, deren BH ein Loch ins Fünf Euro T-Shirt gerissen hat. Umso länger die Produktionskette umso länger die Liste der Verantwortlichen umso länger die Möglichkeiten der Ausbeutung. Wir sind gierige, verwirrte Seelen, die in einem T-Shirt eine mögliche Bedürfnisbefriedigung sehen, in einem gutes Essen, aber so etwas wie einen potentiellen Feind. Es könnte das T-Shirt sprengen und wir wären verantwortlich. Überhaupt, wir sind ungern verantwortlich.
Wir haben weitere Objekte mit denen wir uns viel beschäftigen, die eigentlich wir selbst sind. Wir sind Körper besessen bei gleichzeitiger Körperlosigkeit.  Oft haben wir das Gefühl, es existiere nur noch Geist in einer theoretischen Hülle, die funktionieren muss. Nämlich alles abwehrt was krank macht und alles rein lässt was gut ist. Uns weiter arbeiten lässt, uns schöner macht, weniger sterben lässt. Klar, wir wissen alle, sterben werden wir so oder so, aber die Chance es besonders richtig oder falsch zu treffen, zeichnet sich in allen Lebenslagen deutlich ab. Auch das Sterben an sich sollte wohl geplant und überlegt sein. Alles ausschöpfen, alles mitnehmen, aber nur das Wichtige. Scheitern, langweilen, einfach so da sein, irritiert da nur. Natürlich haben wir Momente der Selbsterkenntnis und sehen plötzlich alles ganz klar, aber wir wollen auch auf nichts verzichten, wollen nicht einsam, sondern geliebt werden. Ob von Großkonzernen, Versicherungen oder der Heilpraktikerin. Wir möchten am Ende doch nur verstanden werden. Wir möchten gestreichelt werden und gesagt bekommen, dass wir natürlich alles richtig gemacht haben. Wir möchten hören, dass es ok ist, freiwillig in einem Käfig zu sitzen und per Lieferdienst alles ins Gehege geschmissen zu bekommen. Der Käfig ist ja voller Sachen! Voller ähnlicher Versprechen. Du wirst nicht krank! Du wirst schön! Du wirst ein bisschen perfekter, schlauer und tüchtiger. Vielleicht wirst du sogar eine Arbeit bekommen, reich oder zumindest keiner von denen, die es am Ende nicht geschafft haben und die sind, die du unter den Brücken liegen siehst. In jedem Versprechen schwingt eine leichte Drohung. Mit jeder Drohung wirst du dir sicherer, dass alles richtig ist. Das die Welt auch aus einem Käfig aus betrachtet wunderschön sein kann.
Wir als Arbeits-Primaten sind von Produktion und Leistung fasziniert und finden, dass alle die hier drin hocken auch bitteschön mit machen sollen. Das alle die unzufrieden sind, ja auch bitte gehen können. Überhaupt, was soll die Diskussion; wer hier leben will, der muss arbeiten. Wer hier arbeiten will, soll sich benehmen. Und wehe wenn nicht. Ja das kennen wir schon, dann kommt ganz schnell wieder die Brücken-Drohung. Oder die Harz4-Angst oder die Angst vor dem Tod oder alles vermischt. Die Angst vor der Angst ist sowieso gern dabei.

Eine andere Baustelle ist die Angst davor, andere könnten einem was wegnehmen. Denn wer weiß, irgendwann sind die Sachen im Käfig alle in Besitz. Und irgendwann hat der Käfig ja schließlich auch seine Enden, denn sonst wäre es ja kein Käfig. Platz ist nur so lange für alle da, so lange alle nach dem gleichen Heilsversprechen streben. Reicht es einigen Primaten einfach einen Platz zu haben, reicht das nicht der Primaten-Gemeinschaft. Ausfälle können kostenspielig werden und das System stürzen. Das System, davon wird geredet als sei es Voldemort. So, als dürfte man seinen Namen nicht nennen und als würde dieses suspekte Subjekt dennoch genügend Macht ausstrahlen um alle voranzutreiben. Ein Systemfehler könnte man auf Meta-Ebene spekulieren. Das System selbst habe sich dissoziiert, depersonalisiert und dann gespalten. In ein neu geschaffenes Subjekt, mit dem niemand was zu tun haben will, aber dennoch über allem steht. „Hallo, wir sind das System.“ Niemand will das hören! Stattdessen; Verdrängung, Verschiebung und Somatisierung wo hin man nur blickt. Natürlich, ist auch gut so, denn sonst würden ja alle ausrasten.

Und was wäre dann los? Ein Primaten-Theater ohne Frage. Das Gehege würde möglicherweise nieder gestampft, die Wassergräben überwunden. Vielleicht gäbe es auch Kriege mit anderen wildgewordenen Spezies. Mit neuen Feindbildern und Optionen, die diesmal keine Grenzen kennen. Vielleicht wäre dann alles anders, vielleicht würden sich aber auch alle bloß ein neues Gehege suchen. Mit mehr Auslauf und schöneren Pflanzen, aber den gleichen Mauern.


Soviel zu meinem Neujahrsabriss, der sich aus der Vorahnung, 2017 könnte anstrengend werden und dem Gefühl, es könnte sich einiges verändern, zusammen setzt und einiges durcheinander und zusammen wirft. Aber egal, ich fange dort an wo ich stehe und schreibe es mir vom Leib durch die Seele. Was man eben so an langweiligen Abenden im Käfig macht. 


*Mit wir als generalisiertes Gesellschaftsgefühl gemeint, ist klar ne. Aus einem Ich-Gefühl wird hier also schnell ein Wir-Gefühl und alle fühlen sich spontan angesprochen.