Donnerstag, 15. August 2013

we come too far to give up


Es gibt verschiedene Arten einen Weg zu bestreiten, Entscheidungen zu treffen, Angebote anzunehmen. Bei mir ist es eher ein Aufwachen und Auftauen. Guten Morgen! Auf einmal habe ich ein paar Jahre Leben geplant ohne einmal mit den Wimpern geschlagen zu haben. Aber die hab ich mir ja auch aus Versehen beim Pony schneiden abgesäbelt. Genau wie ich mich aus Versehen für ein neue Studium eingeschrieben und einen neuen Job bekommen habe. Ein Bachelorthema - eine Absegnung. So das es am Ende aus Versehen zwei Jobs, eine Bachelorarbeit und ein Studium zuviel sind. Das Versehen stellt möglicherweise das Resultat einer eher kopflosen; träumenden, statt wachen, Episode dar. Vielleicht aber auch eine von zu viel Pessimismus. Die Erwartungen jetzt sind groß, der Mut und die (Vor-)Freunde da, aber auch ein Berg. Den gilt es nun zu erklimmen. Mit müden Beinen und Kopfschmerzen. Vielleicht lohnt es sich trotzdem weiter zu laufen, mit Pausen und viel Pausenbrot, denn am Ende wird die Aussicht möglicherweise atmenberaubend sein.


Wenn nicht, folgt (aus Versehen) Plan B.



Oberstadt-Blues


Teil 1 meiner neuen Serie - Liebeserklärungen an Marburg - Lokalpatriotismus sollte man natürlich immer ernst nehmen! 


Dinge geschehen in der Oberstadt, die sonst nirgends passieren. Zumindest in keiner anderen Oberstadt. Dinge wie spontane Aktionscamps für Platz und gegen Fleisch, zwischen Zentnern von gelben Plastiksäcken begrabene Hexen die mit ihrem Strickbeutel zwischen schmalen Häuserwänden kauern, Kerle die einem „High Five“ rufend entgegen kommen und du gar nichts anderes tun kannst, als müde deine Hand zu heben. Verwirrte, Grinsende, Torkelnde. Kotzend, weinend, entgleist. Aller Nationalitäten, aller Verbindungen. Mit Schirm, mit Charme, mit vollen Einkauftüten, Bagpacks und Koffern die ein enorm lautes Rattergeräusch hinterlassen. Laute Töne der Lust, so laut und so leidenschaftlich, dass sie einmal durch sie von Haus zu Haus schallen und die draußen Verbliebenen zu einem beschämten Lächeln zwingen. Touristen vs. Studenten. Belagerungen in den Cafés, so als wäre man im südlichsten Süden, manchmal auch bei Minustemperaturen. Überall gibt es Essen, überall Postkarten und Brillen. Dazwischen Fairtrade- und Bücher-Läden, teure Boutiquen, Frisöre und Läden von denen keiner weiß welchem Zweck sie erfüllen und die trotzdem jeder als wichtige Institution anerkennt. Den Geschenkpapierladen, den Besenladen, den Trashladen. Alle haben sie irgendwie ihren Platz. Sie haben es sich hart erkämpft, denn die anderen Läden wechseln den Besitzer sobald man sich nur kurz umdreht. Einen Laden in der Oberstadt zu halten ist so schwer wie einer Kuh ins Horn zu petzten. Die Marburger wollen nichts Neues akzeptieren und den Touris ist sowie so alles egal solange es Essen gibt. Dann verziehen sie sich notfalls auch mal nach drinnen, in den Kneipen trifft man sie jedoch nur selten an. Die sind wie selbstverständlich von Studenten belagert. Sie wohnen praktisch dort, sie akzeptieren es wenn es um drei Uhr nachts lauter ist als um zwölf Uhr mittags. Man liebt seine Instutionen, man weiß was man trinkt. Und trotzdem ist man immer auf der Suche nach Ungesehenem. Nach unentdeckten Grafittis und Zeichen, nach verlorenen Gassen, liegen gebliebenen Sachen, nach echt brauchbarem Sperrmüll, dem richtigen Weg nach Hause. Doch sie bringt einen meist gut dort hin, weist einem mit all den leuchtenden Schaufenstern und offenen Fenstern hinter denen Fernseher dudeln oder ein rauschendes Fest gefeiert wird, den Weg. Manchmal hört man ein verzücktes Lachen, mal einen tiefen Seufzer. Am Ende kann es nur eine Oberstadt geben. 

Sonntag, 4. August 2013

Ferien


Ein perfekter Sonntagvormittag, Frühstück im Bett, ein perfekt gelungener Kaffee und ARD-Dokus (Das Leben von Konsumaussteigern und Sexarbeitern).  Ein bisschen lesen (ein wilder Mix aus Verhaltenbeobachtungsanleitungen, Störungsbildern und Gruselromanen), ein bisschen dösen, sich räkeln und eingeschlafene Körperteile aufwecken. Das Wetter beobachten und vielleicht noch eine Ibo einwerfen. Kühles Wasser mit einem Spritzer Zitrone trinken und über das zukünftige Leben sinnieren. Aktionen bei denen man seine Liegeposition verlassen würde auf einen anderen Tag verschieben. Stattdessen sinnlose  Posts bloggen. Ein paar Mückenstiche aufkratzen, ein paar Obstfliegen fangen. Dinge aufschreiben die man schon immer mal machen wollte und auf einen anderen Tag verschieben. Dinge die man unbedingt haben will auf der Amazon-Wunschliste speichern und auf einen Geldsegen warten. Außentemperatur aus checken und sich über 15Grad Unterschied freuen, einen Arm aus dem Fenster halten und einen kurzen Schwindel bekommen, wieder aufs Bett legen und alle Viere ausstrecken. Wahrlose Radiobeiträge hören und  Musik auf Youtube entdecken. Irgendwann den Abend mit einer Tatort-Wiederholung und einer gelieferten Pizza ausklingen lassen und das Ganze mit einem Glas eiskaltem Blanchet nachspülen. Irgendwann friedlich einnicken und einen gruseligen Mix aus Konsumaussteigern, Sexarbeitern, Verhaltensbeobachtungen und Störungsbildern träumen. Andere verbringen ihre Ferien irgendwo im Süden am Meer, ich verbringe sie in meinem kühlen Bett.