Montag, 20. Mai 2013

ein kleiner Pieks







Die These; Zeit ist nur noch ein Klumpen, der aus Gegenwart und Vergangenheit besteht. Wir erinnern uns nicht an viel mehr, als ein paar Momente, die zeitlich und räumlich nicht mehr einordbar und trotzdem in unser Hirn gebrannt sind. Seichte Spuren hinterlassen, sich zwar wie ein roter Faden durch unser Leben ziehen, aber nicht groß stören. Der Faden geht durch Haut und Haare, sticht und piekt und ist fest in uns verwurzelt. Es tut ein bisschen weh, aber wir ertragen es. Es ist der rote Faden, den wir vermutlich vermissen würden, würde er nicht existieren und vielleicht das, was uns hält. Uns weiter rennen lässt. Denn alle rennen in die gleiche Richtung; in die Zukunft. Zu jenem Klumpen, den wir noch formen und transformieren können. Dort, wo wir alles finden was wir brauchen. Finden wir jeden Moment, den wir gleich wieder hinter uns haben. Stechen den Faden kurz in die Haut und denken dann nicht mehr an den kleinen Pieks. Ehe es überhaupt passierte haben wir das Erlebte überschrieben, neu codiert und letztendlich vergessen. Wir halten uns daran, dass wir alles neu erleben können, zu jeder Zeit, aber genau an der mangelt es uns. Haben nicht viel mehr, als ein paar Momente und Rauschzustände, von denen niemand mehr weiß, ob und wann sie passiert sind. Sind sie konstruiert oder vertauscht, oder einfach nur falsch verstanden. Wir verstehen nicht viel, aber immer mehr als nur Worte. Verstehen nur über den Kontext hinaus weiter bis zum nächsten Klumpen Zukunftsgeschichte. Befinden uns an Orten die die selben sind, aber zu anderen werden. Die zu Tatorten werden; zu Interpretationsorten, zu Missverständnissen und einem Problem. Eines, dass du durch deinen Faden hast. Du willst zwar weiter rennen, aber stattdessen sitzt du nur reglos da und läufst zurück; im Kopf, mit deinem Herzen. Solange bewegt sich nichts, solange fühlt sich jeder einzelne Pieks unerträglich an. Es widerspricht der Anfangshypothese und unserem postmodernen Geist, dem Prinzip des Weitermachens und Nachvorne-schauens. Klumpen können sich verformen und bröseln, manchmal lösen sie sich auf oder werden zu einem ganz großen Brocken. Nur weil Zeit vergeht und das Jetzt gerade so kurz ist, nur weil kurz darauf schon wieder Zukunft ist und wir anfangen uns neu zu formen, heißt das nicht, dass nirgendwo hinter uns ein Faden fest steckt, sich verhakt hat und dabei ist, sich zu entzünden.



- die Blog-Pausen entstehen durch ein (endlich wieder) pralles, reales Leben. Uni, Jobs und Praktikum füllen Kalenderseiten. Das ist gut so.