Samstag, 16. Februar 2013

Holy Moralverlust!




Falscher Ruhm und falscher Glaube entsprechen dem heutigen Bild der völlig verkommenen Moral. Von lautem Rülpsen, von lautem Furzen der postmodernen Gesellschaft die abwechselnd zwischen Puff und Pausenbrot ihr äußerstes gibt wichtige Werte einfach fallen zu lassen. Nicht nur Studenten scheint dieses Phänomen der Achtlosigkeit befallen zu haben; nein, auch Politikerinnen und Päpste scheinen vergessen zu haben, was Moral bedeutet. Das sie am Ende dastehen, ganz ohne jeglichen Titel und Würde scheint sie dabei nicht einmal zu jucken. Die Moral zerfällt und mit ihr die Gesellschaft. Falsche Bescheidenheit, falsche Lust, falsche Spiele und habe ich schon erwähnt selbst die Kirche scheint daran nichts rütteln zu können, nicht einmal Quoten-Halbschwarze in der FDP. Auch Django scheint in seinen Rachefeldzug alle seine Werte weg zu ballern und selbst auf schon längst tote Körper wird noch einmal kräftig abgezielt. So scheint nicht einmal mehr bei Tarantino eine kleinstmögliche Moral zu finden zu sein. Andere (wie Tarantino selbst) behaupten, die Moral sei der Rachfeldzug selbst. Aber wo kämen wir dahin? Wenn alle Gerächten Rächer werden und alle Päpste plötzlich abtreten, nur weil sie einen schlechten Tag haben? Vor ein paar Jahren kam einem das Lied von Wecker („Habemus Papam“) ja noch einigermaßen lächerlich vor. Aber heute? Heute scheint es ausgerechnet Wecker gewesen zu sein, der den postmodernen Schicksalsschlag vorausgesehen hat. Und nun?

a.) verkaufen wir den ganzen Vatikan, b). beten wir noch ein bisschen für die Rächer der Gerächten und hoffen dass am Ende doch noch ein bisschen Gnade übrig ist. 



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Kopfschmerzen und Regenschneematsch; eine Mischung die so nur in Deutschland zu existieren scheint. Wenigstens blüht der Blog. 



Mittwoch, 13. Februar 2013

- time flies -




Du sitzt mir gegenüber, am anderen Ende des Raumes. Alles was wir teilen sind eben dieser und die Zeit, die unendlich scheint. Wir kennen uns nicht, alles was wir wissen scheint offensichtlich. Deine Augen sind müde, deine Haltung gleicht die eines nassem Sack. Ich mutmaße, dein Nacken spannt, dein Kopf ist diesig. So wie meiner. Wir wissen, wir sind unterwegs, wir wissen wir kommen bald an. Wohin du willst ist genauso rätselhaft wie warum du dorthin willst. Wir teilen unendliche Stunden, sitzen ab und warten auf einen Anschluss, der nicht kommt. Du trägst braune Lederschuhe, deine Hände liegen zusammen geknäult in deinem Schoss. Immer wieder schaust du von der Anzeigentafel aus dem Fenster, auf deine Schuhe und ab und an schweift dein Blick ratlos durch den Raum. Wir teilen das Sichtfeld, wir sichten eine dicke Frau die umständlich versucht ihren Schuh zu binden. Wir teilen ein Schmunzeln, einen verkniffenes Lachen als wir beide hoch schauen. Deine Augen leuchten, aber wir kennen uns nicht. Vielleicht kommst du aus reichem Elternhaus, deine Kleidung sieht irgendwie reich aus - aber auch betont einen auf lässig gemacht. An deinem Arm funkelt eine goldene Uhr, die dich entweder ein Vermögen gekostet hat oder du ein echtes Flohmarkt-Opfer bist. Vielleicht hast du ein Ferienhaus in Südfrankreich, vielleicht eine Patenschaft für einen Wal, ich kann da jetzt nur mutmaßen. Deine Schwester wohnt in Paris und backt dort kleine Kuchen, deine Eltern sind beide Kinderärzte. Du verbringst deine Ferien gern im Bett, mit dem in oder anderen blonden dünnen Mädchen natürlich. Du würdest nie heiraten, nie jemanden deine Liebe gestehen, dafür hast du viel zu viel Angst. Du wirkst nervös vielleicht hast du also auch Angst vorm Fliegen, oder Angst einen deiner Flammen wieder zu sehen. Du rauchst, aber eigentlich wolltest du längst aufhören, wenn du bei deinen Eltern bist, putzt du dir vorher extra drei Mal die Zähne und legst neues After Shave auf. Du benutzt eines das ein bisschen nach Pinien und Zeder riecht, du rasierst dich nicht regelmäßig weil du weißt die dünnen blonden Mädchen stehen drauf. Du brauchst jemanden der dir Freiraum gibt, dir aber ab und zu einen Kaffee macht. Jetzt schaust du wieder hoch, vielleicht nickst du. Du magst Jazz und starken Gin, wenn du betrunken bist, siehst du aus wie ein waschechter Rockstar. Das magst du, das mögen die Frauen. Eigentlich bist du Sternzeichen Löwe, aber du erzählst allen Fremden du seist Skorpion. Du denkst das macht dich interessanter und die Frauen gebend dir wie immer Recht. Also feierst du mit ein paar Auserwählten am 13.November. Im Grunde ist das dein größter Clou. Du denkst, du bist besonders gewitzt, aber viele belächeln dich deswegen. Sie denken du bist einfach nur ein Wichtigtuer, ein kleiner Großkotz. Die, die deine Eltern und das Haus in Südfrankreich kennen, denken außerdem du bist ein kleines Arschloch. Trotz wollen sie immer mit dir dorthin, natürlich. In deinem Handgepäck hast du ein Buch von Kafka und eines von der Spiegelbestsellerliste. Kakfka liest du nur so zum Schein, damit die dich beobachten denken du studierst irgendwas besonders Cooles, so was wie Literatur und Kunst. Stattdessen studierst du Medizin, klar wie deine Alten. Deine Profs sind alte Saufkumpanen deiner Eltern. Damit das weniger auffällt erzählst du deinen Kommilis deine Eltern seien Schriftsteller. Gefuchst wie immer, aber klar, die Hälfte hat es wieder durchschaut und denkt nun du seist ein kleiner Spinner. Natürlich weißt du was geredet wird, aber du versuchst es zu ignorieren. Genau wie die Blicke, die im Grunde nicht mehr zu ignorieren sind. Von der Verrückten gegenüber, von der mit dem Notizblock auf dem Schoß. Wahrscheinlich schreibt sie Tagebuch oder irgendwie so was Bescheuertes. Du starrst mich kurz an und ich erschrecke. Kurz denke ich, du weißt es. Du weißt was das ich hier gerade dein Leben abhandle. Dann schüttele ich nur mit dem Kopf und lächle während du wahrscheinlich langsam Panik bekommst. Draußen fliegen Flugzeuge irgendwo hin. Starten, kommen an. So wie wir. Teilen Zeit und Raum. Für ein paar Stunden unseres Lebens. Dann sehen wir uns nie wieder, teilten nie mehr als ein paar Blicke und ein völlig übertriebenes Kopfgespenst. Wir verschwinden in unseren Welten. Stattdessen könnten wir jetzt Crossaints essen gehen und danach ein Hotelzimmer nehmen. Stattdessen könnten wir zusammen deine Schwester in Paris besuchen und ihr beim Kuchen backen zu sehen. Wir könnten nach Südfrankreich, ich würde deine ganze Gefuchsheit bewundern und niemand von deinem zweiten Geburtstag erzählen. Alle würden stauen. Die zwei die sich zwischen zwei Flügen kennen und lieben lernten. Dein Kopf neigt sich langsam Richtung  quitschiger Fußboden; könnten ein Zeichen der Zustimmung sein, oder aber eines dafür, dass du jetzt langsam weg nickst. Der Flieger ist bereit, er ruft schon nach uns. Langsam und wieder einmal betont lässig packst du dein Zeug, versicherst dich ob du auch wirklich alles hast, bindest deine brauen Lederschuhe nochmal, schaust auf deine Bonzenuhr. Vielleicht bist du der schlimmste Spießer den ich jemals am Flughafen beobachten konnte, vielleicht auc
nicht. Dann schaust du hoch und hebst die Hand, schaust mich an und lächelst ein müdes, verzaustes Hollywood-Lächeln. 'Aurevoir' sage ich und lache mich dann, später, über den Wolken, ein bisschen selber aus. 

"Einmal Tomatensaft mit Salz und Pfeffer". Ein typischer Snobbi-Satz. 

Samstag, 9. Februar 2013

how not to get lost - in Madrid!

Mal was anders als das sonstige Geschwafel; mal was "praktisches"; mal ein kleiner Guide über Marid. Damit will ich nicht sagen, dass ich der übertriebene Insider mit entsprechendem Know-how für sowas bin, dennoch bin ich in Madrid, dem letzten Stop meiner Reise und auch vorher, viel herum geirrt (mir hätte so ein kleiner Blog-Guide vielleicht geholfen) habe die Gegend erkundet, ein paar Fotos gemacht und meine Lieblingsorte aufgeschrieben. Vielleicht können diese sogar direkt von (diesen einen zwei) Menschen in Anspruch- und auseinander genommen werden und am Ende ist es sogar irgendwie nützlichHier also meine Madrid-Highlights (einigermaßen geordnet nach Richtungen).


Der Norden:

Plaza dos de Manos:
Hübscher kleiner Platz im Lieblingsviertel; im Sommer auch schön zum draußen sitzen und essen, ansonsten kann man dort auch im Winter perfekt sitzen, pausieren und Menschen beobachten


Rund um die Calle del Marques de Santa Ana (Metro Noviciado/ Reyes): 
Meine absolute Lieblings-Straße mit vielen Cafés, kleinen (kurisosen) Läden und Vintage-Läden (die sind etwas überteuert!). Einfach durch schlendern. 


Lolina Vintage Café (in selber Strasse)
Wunderschönes Café (eingerichtet mit vielen alten Möbeln und bequemen Sesseln) mit übertrieben leckerem Möhrenkuchen (mit Cortado für 3,5€). Wenn man die Treppe runter geht noch ein bisschen gemütlicher. 



Pictures of Lili (Buchladen in der selben Strasse):
Süß trifft es ganz gut bei dem Buch- und KrimsKrams-Laden. Schöner Schmuck, Tassen und natürlich jede Menge Bücher (auch in englisch!). Als mir dann noch eine Minikatze mit rießen Augen begegnet ist, kam mir der Laden dann irgendwie verzaubert vor. 

Calle Augusto Figuera & Mercado San Antón (Metro Chueca):
Nette Eikaufsstrasse, weniger stark überlaufen wie z.B. Gran Via mit coolem Feinschmecker-Markt, der etwas verschnobbt und überteuert ist - trotzdem lohnt es sich ein paar happen mit fisch für je einen Euro zu probieren und den Botschuh-Snobbs beim Austern löffeln zu zuschauen. 


Der Nordosten: Retiro-Park und Kunst: 





Retiro: Rießiger Stadtpark - im Sommer kann man sich auf einer Millionen Wiesenflächen ausruhen, Bötchen fahren und Eis essen. Im Winter theoretisch auch. Dann gibt es im Park noch zwei Austellungen; einmal im Palacio de Cristal und dann im Palacio de Velázquez (beide ohne Eintritt und allein schon wegen den Gebäuden lohnenswert!). 

Museo del Prado: So ziemlich alles an Masterpiecen da, was sich Masterpiece nennen darf, vor allem aber Klassiker wie Goya, Velázquez und Caravaggio. Außerdem gibt es noch zusätzliche Ausstellungen; ich war vor allem beeindruckt von der "van Dyck" Ausstellung, die sich seinen Werken bis 22 Jahren gewidmet hat. Wenn man sich alles anschauen will sollte man viel Zeit und Pausen einplanen oder den Besuch vielleicht auf mehrere Tage verteilen. Am Lohnenswerten ist (meiner Meinung nach) jedoch der Mittelteil des ersten Stock mit seinen spanischen, flämischen und italienischen Klassikern. Der Eintritt ins Museum ist für Studenten zu jeder Zeit kostenlos, ansonsten für alle anderen Mo - Fr abends ab 18- 20 Uhr. 

Mueso Reina Sofia: Moderne und zeitgenössische Kunst ab 1900. Ebenfalls gilt wie im Prado; viel Zeit und bequeme Schuhe - denn auch dieses Museum ist enorm. Eintritt wieder für Studenten frei, Mo - Fr ab 19- 21 Uhr und sonntags. 

Caixa Forum (schräg gegenüber vom Prado, Paseo del Prado): Von der spanischen Sparkasse gesponsertes Auditorium, Konferenzgebäude und Museum. Wechselnde gratis Ausstellungen - durchaus interessante Sachen dabei. Zur Zeit (bis 19. Mai) z.B. über die "Meister des Chaos - Künstler und Schamanen". 




Paseo del Prado (und linke Neben- Parallelstrassen):
Schöne Strasse mit Cafés, Restaurants und hotels, die am Plaza Santa Ana endet. Relativ am Anfang der Strasse (überhalb des Forums) befindet sich außerdem ein weiteres kleines Museum, in der ich eine kleine Ausstellung über Frauen in den 50ern fand. 

Rund um den Plaza Santa Ana: 
Nächster Lieblingsort. Rund herum sind viele Bars, Cafés, Pubs und kleine Läden. Schön für Feierabendwein oder Bier (in den Cafés ist es eindeutig billiger als in den Pubs!). 

Kamera Laden (Calle Echegary):
Total cooler Hipster-Laden für Hipster-Kameras (Fisheyes, Lomos, Polas etc.), zum Wunschlisten-schreiben und Hipster-gedanken-machen perfekt. 



Zentrum und Süden: 

Mercado San Miguel (Plaza de San Miguel, direkt neben Plaza Mayor)
Wieder ein schöner (Feinschmecker-) Markt. Es trifft sich das Who is Who der (Möchtegern-) Gourmets (also alles reine Vermutung!). 


Plaza San Andres/ Plaza de la Paja (links vom Mercado):
Perfekter Platz zum Sonnenschein-Kaffee trinken. 



La Latina und Lavapiés: 
Die innerstädtischen Viertel mit dem größten Multikulti-Faktor (meiner Auffassung nach). Erinnern ein bisschen an Berlin (Kreuzberg/ Neu Kölln). An sich eigentlich ganz nett, günstig und sehr bunt, jedoch sollte man da vielleicht nicht ganz allein (und als Frau) rumlaufen (und wenn docsich vor Machoisten und Anlaberen zu wehren wissen) - vor allem Plaza Lavapiés stellte sich als ziemlicher hot-spot der Übergrifflichkeit heraus! 



La Libre Café (an der Ecke Doctor Fourquet und Argumosa - Nähe des Reina Sofia Museums):
Super nettes kleines Café mit literarischer Einrichtung und leckeren Kleinigkeiten (jedoch wirklich eher klein und recht teuer). Für'n Cortado, nen Buch und ne Lauf-Pause der ideale Erholungsort. 





weitere "Touri must-haves": 
Palacio Real (vor allem groß & protzig, im Westen), Plaza Mayor; der Rathausplatz mitten im Zentrum, Puerta de Sol; hauptumschlagplatz des Konsums und Templo del Debod; ein nachgebautes Ägypten-Wunder im Nordwesten der Stadt (Eintritt umsonst). 

Donnerstag, 7. Februar 2013

Last goodbye


Die perfekte Avocado gerade ausgelöffelt! Alle Abschiede überstanden. Granada und Madrid erkundschaftet, geliebtäugt und ins Herz geschlossen. Kein Tag ohne Sonne - kein Tag ohne auslöffeln!

Ab morgen Abend dann wieder grau-weiße Realität - ich hoffe dass wenigstens ein paar dieser (Geschmacks-/ Ideen-/ Inspirations-) Happen den Flug überleben. Während ich immer noch nicht glauben kann, dass ich tatsächlich schon ein halbes Jahr Lalaguna, Teneriffa und sonstige Späße hinter mir habe, hoffe ich insgeheim schon darauf, dass die Post-Erasmus-Depression (wenn man dieser neuen Epidemie-welle denn Glauben schenken sollte) dann mindestens genauso schnell vorbei zieht... oder einfach von so viel Kopfkino überblendet wird, dass es erträglicher wird. An Gedanken sollte es nicht scheitern, eventuell könnte ich aber direkt auch anfangen was zu reißen, weiterdenken, nach vorne - ganz Postmodern quasi. Mit einer einzigen Uni-Veranstaltung die Woche sollte ich damit zumindest auch jede Menge Zeit (zum zer-/ver-/reißen) haben.

Ausführlichere Posts (oder besagte Happen) werden folgen - jetzt erstmal wieder einmal über die Wolken, Maultaschen mit Schupfis und Äppler -und ankommen.