Dienstag, 17. Dezember 2013

Der Tag an dem ich eine tickende Zeitbombe an mir trug




Zwar tickt sie nicht, trotzdem bringt sie mich alle fünfzehn Minuten zum quasi explodieren. Mein Arm wird blau, alle Adern quellen heraus, ich krümme mein Gesicht Schmerz verzogen. Das Blut steht still, will weiter, darf nicht. Dass es möglich sei diesen Spaß weniger qualvoll zu ertragen, sagten sie mir erst dann als ich bereits erleichtert die Kabel gelöst hatte. Als ich nicht mehr angsterfüllt auf einen zerquetschten Arm und ein rasendes Herz warten musste. Ob jetzt also das Blut schneller fließt als unter normalen Lebensqualen, weil ich vierundzwanzig Stunden unter Zerquetschungsangst litt, kann ich nur mutmaßen. Kann nur versuchen die Mechanismen meines Körpers auf brummende Monster zu verstehen. Am Ende scheitere ich. 

- Das Brummen lässt einen keinen klaren Gedankenweg beenden. Das Brummen verhindert Körpersprache und Pflege. Es verhindert beinahe dass ich mich vor die Tür traue. Dann entscheide ich mich aber doch dafür. Entscheide mich für die Terroristen-Variante; alles schön versteckt, das Kabel geschickt um den Bauch gewunden, die Bombe an einem Gürtel eng am Bauch. Als ich im Seminar sitze wünschte ich genau in der Sekunde als sie zu brummen beginnt, ich würde hochgehen und niemand würde sich daran erinnern neben einer Siebzigjährigen im Körper einer vierundzwanzig Jährigen zu sitzen, deren Leben bereits am seidenen Faden hängt. Die Fremden starren mich stattdessen irritiert an und fragen mich ob ich vergessen haben sollte meinen Vibrator auszuschalten. Ich verneine und deute auf meine Verkabelung. Die Gesichter nicken verdächtig verständnisvoll und erinnern sich gleich daraufhin an ihre Groß- und Urgroßeltern. Ich wünschte nun es wäre ein Vibrator, während das Brummen kurzfristig abbricht und mich für die nächsten fünfzehn Minuten kurz aufatmen lässt. Genau in dieser Zeitspanne passieren alle Züge und LKWs, die Glocken läuten und Menschen schnattern fröhlich vor sich hin. Fünfzehn Minuten später setzt das Brummen dann wieder ein, als sich die Dozentin nervös durch die Haare fährt und ihren Faden sucht. Es ist totenstill. Ich versuche verschiedene Methoden die von Ignoranz, über rotes Anlaufen bis hin zu ebenfalls irritiertem Umdrehen reichen. Am Ende siegt immer das Monster. Meinem Arm versuche ich gut zu zureden, nach über zehn Stunden Inkognito-Terrorist befürchte ich, dass er entweder jeden Moment abfällt oder einfach einschläft und nicht mehr aufwacht. Ich weiß nicht was ich schlimmer finden soll und wieder, als ich gerade kurz vor einer Entscheidung stehe, bringt mich das Brummen aus dem Konzept.

- Am Ende explodiert sie nicht. Am Ende haben wir überlebt. Mein Arm kann weiter auf Tasten hauen, mein Herz darf weiterschlagen und auch das Blut scheint wieder normal unkoordiniert und in überschneller Geschwindigkeit zu fließen. Auch wenn niemand weiß wie lange noch, wenn man eine tickende Zeitbombe im übervollen Seminar trägt verändert sich jegliches Gefühl von Zeit. Jede Sekunde wird zu einem Jahr, jeder sonst so dahin fliegende Tag zu einer echten Contenanceprobe. 
 

Samstag, 14. Dezember 2013

Nächstenliebe



Wir entstammen einer kaputten Organisation sozialen Gedankens. Wir sind das, was man im Allgemeinen als verwirrt betrachtet und im spezifischen als verrückt erkennt. Jeder hat sein eigens Paket dabei, alle fangen es an auszupacken. Es passt irgendwie zur besinnlichen Stimmung, aber es ruiniert sie gleichzeitig. Geräuschvoll verreißen wir, im Stillen verdauen wir, sind erstaunt oder verstört. Wir finden es irgendwie interessant, aber auch irgendwie schockierend. Wir wollen uns erklären, aber starren alle nur auf unser eigenes halb geöffnetes Paket und schweigen. Was soll man auch sagen, wenn man auf etwas starrt was man selbst nicht versteht. Enttäuscht von unserer eigenen Generation sitzen wir betrunken vor weltbewegenden Problemen die wir meist als nur unserer eigenes betrachten, aber grundsätzlich nicht von dem Gedanken abkommen können, dass dies gesellschaftliche Ursachen haben könnten die uns alle betreffen. Der Gedanke, dass es uns allen irgendwie so geht beruhigt und schürt gleichzeitig Panik. Unser Problem ist so eigen, dass es niemand anders als die Gesellschaft selbst betrifft, jeden von uns, jeder der es nicht verstehen wird weil er in seinem eigenen sozialen Gedanken versinkt. Wir sitzen zusammen, aber sind alle auch irgendwie alle allein. Wir verstehen warum das so ist, wir verstehen die Gruppendynamik auf allen Ebenen, aber wir können nichts damit anfangen. Wir haben Theorien zu jedem wirklich relevanten Problem, aber daraus folgt nicht viel, außer vielleicht allgemeines Verständnis, allgemeine Schlauheit und allgemeines Durchschauen. Aber nichts Spezifisches, nichts was uns weiter helfen könnte. Wir entstammen einem sozialen Gedanken, einer kaputten Organisation. Manchmal wünschen wir uns nicht sehnlicher als dumm und desinteressiert zu sein. Manchmal halten wir uns für ganz schon herablassend und arrogant. Fokussiert, Verfahren. Wir wollen uns helfen, aber wir enttäuschen uns ständig. Halten eigene für andere und andere für eigene Probleme. Reden über alle, aber nicht über uns selbst. Haben Lösungen für die Gesellschaft, aber nicht für uns. Für uns, die hier sitzen, eingelullt und zerzaust, hilflos und auch irgendwie süß. Enttäuscht von der realen Welt, verwirrt von sich selbst. Wir halten uns an die, die uns am Nächsten sind, halten uns an die, die auch nicht weiter wissen. Sitzen Nachts zusammen und stammeln nach einer Erklärung.


Montag, 9. Dezember 2013

Montags ist nicht nur Mensa-, sondern auch noch Post-Tag

Achso. 



Ganz neue Sitten hier, seid dem ich die Header-Überschrift in ein hippiges "Vollkorn" geändert habe. Vor allem aber habe ich meinen Alter-Ego Blog von 2005 (bis 2009) besucht. Das war fast zu krass! Also dachte ich mir, es wird mal wieder Zeit ein bisschen persönlicher, witziger, niveauloser und vor allem mehr zu schreiben. Außerdem soll natürlich die Marbosch-Love-Hate-Relationship literarisch weiter verarbeitet werden. Erfahrungsgemäß hält dieser, leicht euphorisierter Zustand knapp einen Monat an, aber Hey das Timing - bestehend aus etwas verkommenem Restjahr und zerrinnender Bachi-Vorhölle - könnte nicht besser sein. 



"Das Leben ist blos (sic) eine einzige Zeitangabe und man blickt verständnislos und kopfschüttelnd, auf das was man ein Jahr, einen Monat, eine einzige Sekunde nennt, zurück." -  (Lotte: 2005) 

Mit sechszehn ist man schätzungsweise weiser denn je. 




Freitag, 4. Oktober 2013

the world at it's worst




Was die Welt nicht hören will hört sie nicht. Sie macht dann alle Schotten dicht, klappt den Bürgersteig hoch und stopft sich zur Sicherheit noch ein paar Oropax rein. Was sie nicht hört kann sie nicht sehen, denn sie ist blind. Ihren Blindenausweis hat sie irgendwann verloren, ihr Hund ist ausgerissen, also tappt sie hilflos durch die Gegend und rennt gegen jeden Pfosten der ihr im Weg steht. Die hat Beulen, Flecken und Kratzer, aber auch das was sie spürt ist nicht mehr viel. Manchmal vergießt sie ein paar lächerliche Tränen, aber sie Selbst hält sie nur für Regen. Sie spannt dann ihren Schirm auf und alle denken die Welt sei nun endgültig verrückt geworden. Ihre Augen brennen, aber sie denkt dass die Sonne scheint. Doch die Sonne scheint schon lange nicht mehr. Es ist mehr Himmel, ohne das man ihn wahrnehmen kann. Wolken die für einen Hungerlohn verkauft wurden so dass das Blau dann irgendwann einfach die Lust an seiner Arbeit verlor. Würde die Welt noch den Wind hören, würde sie merken, dass auch er nur noch frustriert ist. Seine letzten Aggressionen lässt er dabei an spärlichen Bäumchen aus. Die Welt ist müde, aber sie traut sich auch nicht aufzuhören, sie fürchtet sich zu sehr vor möglichen Sanktionen und Embargos. Manchmal denkt sie ein Suizid könnte die Lösung aller Probleme sein, aber tief drinnen weiß sie dass der Verlust wohlmöglich alles verschlimmern und die psychischen Störungen der anderen erhöhen könnte. Sie schleppt sich also von A nach B, sitzt stumm in der U-Bahn und versucht sich mit Coldplay Songs bei Laune zu halten. Die Menschen kommen immer wieder zu ihr, lachen sie aus und quälen sie mit Fragen dessen Bedeutung sie vergessen hat. Sie hat keine Antwort, sie will es nicht hören, stopft ihre Kopfhörer ein und lächelt eisern, wenn sie Chris Martin singen hört „when you try your best, but you don’t succeed“.

Montag, 23. September 2013

sometimes, you just see nothing.












Sommer (Teil 1) 

3 x Marbosch-Love


Mehr aus der (grenzwertig dümmlichen) Serie - Taste the imaginary love!
(ich sagte ja, grenzwertig) 



Aufzugstorys

Ich komme in den schon übervollen Aufzug gerannt und rieche schon von weitem, dass seine Insassen nicht mehr ganz so nüchtern sind. Die Insassen starren mich belustigt an, ich quetsche mich hechelnd zwischen sie. Mein Rücken tut weh, weil ich so was wie einen Schulranzen mit tonnenschweren Büchern mit mir herum trage, mein Bauch tut weh, weil man durch Snickers und Cappucinobrühe noch lange keinen Hunger vertreibt. Das Licht macht einen noch hässlicher und müder als man eh schon ist, der Pony mal wieder strähnig und schlecht geschnitten. Blinzelnd und beschämt schaue ich auf den Boden, so wie man es immer tut wenn man sich hässlich fühlt und im Aufzug steht. Die Besoffskis lallen und stinken, scheinen aber immerhin mehr Spaß im Aufzug zu haben als ich. Der eine, groß mit den rießigen Augen hinter der dicken Brille, starrt mich durchdringlich an. Ich schenke ihm ein müdes Lächeln. „Ey“ lallt er, „ich kenne hier alle...“. Es ist kurz nach neun, dumpf hört man irgendwo noch irgendeine Kirche läuten. Nach einer kurzen aber dramatischen Pause fügrt er grinsend hinzu „außer die!“. Seine Finger zeigen auf mich, die Betrunkskis haben anscheinend meinen strähnigen Pony bemerkt und ein Opfer auserkoren. Die Fahrt scheint heute endlos, meine Beine schmerzen seit genau vier Sekunden. Seit selbiger Zeit lachen die Kerle, erst leise, dann artet es aus. Während die zwei Mädchen es sich noch zu verkneifen versuchen und vermutlich peinlich berührt sind, höre ich sie schon „ein Diss im Fahrstuhl...“ grölen. Grinse in mich hinein. „Fahrstuhl-Mobbing, „Fahrstuhl Mobbing“. Sie singen es im Chor, laut, besoffen, völlig losgelöst und wunderschön. Ein Lachflash zwischen Unter- und Oberstadt. Nach sechs Stunden Bib eine freudige Abwechslung. Prustend vor Lachen steige ich aus dem Fahrstuhl, der mit den großen Augen winkt mir zum Abschied hinterher. 



Wer kann am Längsten? - Nachts am Markplatz

Der Hahn kräht. Zum zehnten Mal nach gefühlten zehn Minuten. Wahrscheinlich ist eher, wir sitzen hier schon länger. Wahrscheinlich ist auch; der Hahn kräht öfter, als nur jede Stunde. Ein bisschen verschwommen sieht es hier aus, zwischen der traumhaften Kulisse mit seinen traumhaften Klangerlebnissen. Wahrscheinlich liegt es nicht nur daran. Vor gefühlten Minuten sagte ich, ich sei so müde, dass ich auf dem Tresen schlafen könnte, jetzt sitze ich hier und warte ab was so passiert. In der Regel ist das nie besonders viel, aber man kann ja nie wissen. Es gibt Zeiten, da sieht es hier ganz anders aus. Sonntags ist es manchmal so voll, dass man sich praktisch durch die ganzen Touri-Massen, Burschis und Schöckelschuhen durchkämpfen muss. Jetzt ist hier niemand, außer ein paar LKWs die angeblich irgendwelche Läden beliefern und angeblich ein bisschen Sperrmüll. Ein traumhaftes Sofa, das ich am Liebsten sofort mitnehmen möchte. Ich bin in einer schwammigen Laune und stelle einfach alles in Frage, weil ich denke, dass ist der richtige Ort dafür. Meine Augen fallen jeden Moment zu, aber ich versuche durchzuhalten. Ein paar Menschen trotten an uns vorbei, jeder von ihnen könnte theoretisch interessant sein und guten Stoff für eine gute Story liefern. Nur sind sie gerade nicht relevant, sondern gehören einfach nur zum Gesamtbild. Dieses fügt sich langsam zusammen. So wie alles. Gigantisch. Würde ich können, würde ich die Szene aufnehmen und auf den Rathausturm projizieren, würde mich jede Nacht mit einem Eis davor setzen und auf den Moment warten in dem der Hahn kräht. Es passiert so oft und trotzdem ist es jedes Mal wieder einzigartig, denke ich, während meine Augen langsam wie ein Vorhang zuklappen. 


Die Waschbären-Familie

Irgendwann morgens, nach vier. Ich bahne mir einen Weg durch die Oberstadt. Vielmehr, ich versuche irgendwie geradeaus zu gehen und möglichst wenig stehen zu bleiben. Es fühlt sich an als würde ich einen Dschungel durchqueren. Die Mühe erscheint mir gleich groß. Auch sonst scheint mir alles potentiell interessanter als sowieso schon. Schade, dass außer mir niemand mehr unterwegs zu sein scheint um dies zu würdigen. Schade, dass ich inzwischen doch schon fast zuhause bin. Gefühlte paar Meter. Ich seufze laut, dann, in einem Zustand des schönsten Diliriums, in dem ich kaum mehr zwischen Straße und Häusern unterscheiden kann, starren mich plötzlich fünf Waschbären an. Sie grinsen frech. Ich grinse frech zurück. Langsam und gemütlich bewegen sie sich von ihrem grünen Versteck, etwas oberhalb von mir auf einer wildbewachsenen Mauer (Urwald!), langsam auf die Straße herunter. Schauen nach links, dann nach rechts und fragen sich vermutlich irgendwas. Zum Beispiel – ich schweife ab. Alles was mein Kopf sagt ist „cool!“. Alles passiert in Zeitlupe und dann kommt da noch „Mach ein Foto man!“. Die Waschbären sind inzwischen gemütlich weiter getigert, getanzt, gerobbt. Ich befürchte niemand wird mir diesen Spaß am nächsten Morgen noch abkaufen. Ich werde Recht behalten. Drei mal Blitz ins Leere, ein mal mit zwei dieser Objekte; leicht verschwommen, völlig überblitzt aber deutlich sind zwei (von fünf!) der Mitglieder aus der Waschbären-Familie von und zu Barfuß zu erkennen. Der eine grinst sogar in die Kamera.  

Donnerstag, 15. August 2013

we come too far to give up


Es gibt verschiedene Arten einen Weg zu bestreiten, Entscheidungen zu treffen, Angebote anzunehmen. Bei mir ist es eher ein Aufwachen und Auftauen. Guten Morgen! Auf einmal habe ich ein paar Jahre Leben geplant ohne einmal mit den Wimpern geschlagen zu haben. Aber die hab ich mir ja auch aus Versehen beim Pony schneiden abgesäbelt. Genau wie ich mich aus Versehen für ein neue Studium eingeschrieben und einen neuen Job bekommen habe. Ein Bachelorthema - eine Absegnung. So das es am Ende aus Versehen zwei Jobs, eine Bachelorarbeit und ein Studium zuviel sind. Das Versehen stellt möglicherweise das Resultat einer eher kopflosen; träumenden, statt wachen, Episode dar. Vielleicht aber auch eine von zu viel Pessimismus. Die Erwartungen jetzt sind groß, der Mut und die (Vor-)Freunde da, aber auch ein Berg. Den gilt es nun zu erklimmen. Mit müden Beinen und Kopfschmerzen. Vielleicht lohnt es sich trotzdem weiter zu laufen, mit Pausen und viel Pausenbrot, denn am Ende wird die Aussicht möglicherweise atmenberaubend sein.


Wenn nicht, folgt (aus Versehen) Plan B.



Oberstadt-Blues


Teil 1 meiner neuen Serie - Liebeserklärungen an Marburg - Lokalpatriotismus sollte man natürlich immer ernst nehmen! 


Dinge geschehen in der Oberstadt, die sonst nirgends passieren. Zumindest in keiner anderen Oberstadt. Dinge wie spontane Aktionscamps für Platz und gegen Fleisch, zwischen Zentnern von gelben Plastiksäcken begrabene Hexen die mit ihrem Strickbeutel zwischen schmalen Häuserwänden kauern, Kerle die einem „High Five“ rufend entgegen kommen und du gar nichts anderes tun kannst, als müde deine Hand zu heben. Verwirrte, Grinsende, Torkelnde. Kotzend, weinend, entgleist. Aller Nationalitäten, aller Verbindungen. Mit Schirm, mit Charme, mit vollen Einkauftüten, Bagpacks und Koffern die ein enorm lautes Rattergeräusch hinterlassen. Laute Töne der Lust, so laut und so leidenschaftlich, dass sie einmal durch sie von Haus zu Haus schallen und die draußen Verbliebenen zu einem beschämten Lächeln zwingen. Touristen vs. Studenten. Belagerungen in den Cafés, so als wäre man im südlichsten Süden, manchmal auch bei Minustemperaturen. Überall gibt es Essen, überall Postkarten und Brillen. Dazwischen Fairtrade- und Bücher-Läden, teure Boutiquen, Frisöre und Läden von denen keiner weiß welchem Zweck sie erfüllen und die trotzdem jeder als wichtige Institution anerkennt. Den Geschenkpapierladen, den Besenladen, den Trashladen. Alle haben sie irgendwie ihren Platz. Sie haben es sich hart erkämpft, denn die anderen Läden wechseln den Besitzer sobald man sich nur kurz umdreht. Einen Laden in der Oberstadt zu halten ist so schwer wie einer Kuh ins Horn zu petzten. Die Marburger wollen nichts Neues akzeptieren und den Touris ist sowie so alles egal solange es Essen gibt. Dann verziehen sie sich notfalls auch mal nach drinnen, in den Kneipen trifft man sie jedoch nur selten an. Die sind wie selbstverständlich von Studenten belagert. Sie wohnen praktisch dort, sie akzeptieren es wenn es um drei Uhr nachts lauter ist als um zwölf Uhr mittags. Man liebt seine Instutionen, man weiß was man trinkt. Und trotzdem ist man immer auf der Suche nach Ungesehenem. Nach unentdeckten Grafittis und Zeichen, nach verlorenen Gassen, liegen gebliebenen Sachen, nach echt brauchbarem Sperrmüll, dem richtigen Weg nach Hause. Doch sie bringt einen meist gut dort hin, weist einem mit all den leuchtenden Schaufenstern und offenen Fenstern hinter denen Fernseher dudeln oder ein rauschendes Fest gefeiert wird, den Weg. Manchmal hört man ein verzücktes Lachen, mal einen tiefen Seufzer. Am Ende kann es nur eine Oberstadt geben. 

Sonntag, 4. August 2013

Ferien


Ein perfekter Sonntagvormittag, Frühstück im Bett, ein perfekt gelungener Kaffee und ARD-Dokus (Das Leben von Konsumaussteigern und Sexarbeitern).  Ein bisschen lesen (ein wilder Mix aus Verhaltenbeobachtungsanleitungen, Störungsbildern und Gruselromanen), ein bisschen dösen, sich räkeln und eingeschlafene Körperteile aufwecken. Das Wetter beobachten und vielleicht noch eine Ibo einwerfen. Kühles Wasser mit einem Spritzer Zitrone trinken und über das zukünftige Leben sinnieren. Aktionen bei denen man seine Liegeposition verlassen würde auf einen anderen Tag verschieben. Stattdessen sinnlose  Posts bloggen. Ein paar Mückenstiche aufkratzen, ein paar Obstfliegen fangen. Dinge aufschreiben die man schon immer mal machen wollte und auf einen anderen Tag verschieben. Dinge die man unbedingt haben will auf der Amazon-Wunschliste speichern und auf einen Geldsegen warten. Außentemperatur aus checken und sich über 15Grad Unterschied freuen, einen Arm aus dem Fenster halten und einen kurzen Schwindel bekommen, wieder aufs Bett legen und alle Viere ausstrecken. Wahrlose Radiobeiträge hören und  Musik auf Youtube entdecken. Irgendwann den Abend mit einer Tatort-Wiederholung und einer gelieferten Pizza ausklingen lassen und das Ganze mit einem Glas eiskaltem Blanchet nachspülen. Irgendwann friedlich einnicken und einen gruseligen Mix aus Konsumaussteigern, Sexarbeitern, Verhaltensbeobachtungen und Störungsbildern träumen. Andere verbringen ihre Ferien irgendwo im Süden am Meer, ich verbringe sie in meinem kühlen Bett. 


Dienstag, 25. Juni 2013

Yolo!



a)

Von außen betrachtet wirken wir desinteressiert und gelangweilt. Laufen halb schlafend durch die Gegend und wundern uns kaum noch. Haben keinen Plan, aber strukturieren unser Leben in Tagen, Wochen, in Jahres- Abschnitten. Am Anfang die Tabula Rasa, am Ende der Tod. Irgendwo dazwischen läuft oder kriecht man lang. Auf einem Weg, auf dem man absichtlich, oder zufällig geht, an einem Ort oder Land, an dem man sicaus Versehen, oder mit purer Absicht aufhält. Als Reaktion auf die Umstände. 

Wir fürchten uns. Vor Entscheidungen und Absichten. Haben Angst davor, dass unser Masterplan nicht aufgeht, oder aber schlimmer, erst gar gedacht wurde. Dass im Kopf ein Knäul an Gedanken steckt, die sich weder sortieren, noch strukturieren lassen. Die einfach nur ein Knäul sind. Wir haben Angst, dass wir nie darauf kommen was wir wollen und immer weiter schwimmen; planlos, irritiert und immer auf der Suche. Denn unsere Eltern wollen ja, dass wir glücklich werden und irgendwie scheint diese absurde Vorstellung an irgendeinem Punkt Vorraussetzung zu sein. Ein Leben sollte glücklich sein. Selbst Hühnchen wünschen wir inzwischen, dass sie ein glückliches Leben hatten, bevor wir sie essen können.

Fragt man uns heute nach unseren Vorstellungen, sieht man meist nur ein kleines Achselzucken. Lust- und Ratlosigkeit. In unseren Augen blitzt es selten und wenn doch, finden wir es irgendwie irritierend. Zu viele Möglichkeiten können blockieren. Zu viele Neuanfänge isolieren. Vorstellungen werden grundsätzlich nicht zu Ende gedacht, Träume nur im Schlaf geträumt. Wäre das nicht der Fall, würde man sich ausliefern. Dem realen Leben, mit all seinen Facetten. Wir sagen zwar andauernd „you only live once“, aber eigentlich trauen wir es uns gar nicht zu. Haben Angst vor der Angst. Denn die, davor enttäuscht und verletzt zu werden, ist einfach zu groß.


b)


Prinzipiell können wir uns erst einmal alles vorstellen, sind voller Potential und Tatendrang. Eigensinnig, aber unwiderstehlich. Immer einen Schritt voraus. In unseren Augen blitzt es vor Spannungen, vor Ideen und Lebenslust. Wir halten Dinge aus, die sonst alle umhauen. Halten die Welt für einen experimentellen Ort, für einen, wo alles möglich ist. Können, wenn wir nur wollen, wollen, weil wir es können. Hoch und weit, groß und schwer gewichtet. Sind geeignet für Situationen die schnelle Entscheidungen zulassen, entscheiden immer aus dem Bauch heraus. Heute hier, morgen da. Trotzdem sind wir völlig bei uns Selbst. Angekommen und stabil eingebettet in einer Welt, die nicht heil ist, aber auch nicht zerbrochen. Die sich mit uns dehnt und uns aufhängt, immer dann wenn es nötig ist. Wir haben Menschen um uns, die uns halten, wenn wir nicht mehr weiter wissen und Eis mitbringen wenn wir dabei sind alles schwarz zu malen. Die sich für uns einsetzen und schützend vor uns stellen wenn wir dabei sind falsche Entscheidungen zu treffen. Sie retten uns mit einer Selbstverständlichkeit, dass wir das Gefühl haben, sie seien ein Teil Familie. Mit ihnen schmeckt Gin weniger bitter, mit ihnen steigt unsere Vorstellungskraft. An eine Welt, die an sich glaubt, so wie wir an uns. Wir wissen, unsere Erwartungen sind hoch, aber wir wissen auch, sie werden etwas bewegen, zumindest in unseren Köpfen.  



Dichotome Gedanken, je nach Laune (und Wetterlage)

Donnerstag, 20. Juni 2013

FLASH


Wenn man auf Gewitter wartet, das nicht kommt. Luft, die man schneien kann. Wenn Spannungen und Hitze kaum zu ertragen sind. Regen, den man schon riechen kann, Körper die beginnen zu zerfließen, schmierig und klebrig sindWenn weder 'Killerqueen' in Endlosschleife, nocHimbeereis hilft. Wenn man draußen sitzt, aber drinnen sein sollte. Wenn man immer müde ist, aber lieber wach als schlafend. Wenn es anfängt, an einem zu zerren. Man sicverzehrt, obwohl man weiß, es ist reine Zeit Verschwendung. Wenn auf die Konsequenzen des Unwetter scheißt. Auf Regen, der nicht mehr aufhört, auf Blitze die sich entladen. Wenn man darauf wartet, dass es endlich kracht. Wenn man auf etwas wartet, was nicht kommt. 

Trotz fünfzigprozentiger Wahrscheinlichkeit.




- während dem Warten; zwei good old classics - Smells like Teen Spirit und Wake me up when September ends - laut - laut - laut! 

Montag, 20. Mai 2013

ein kleiner Pieks







Die These; Zeit ist nur noch ein Klumpen, der aus Gegenwart und Vergangenheit besteht. Wir erinnern uns nicht an viel mehr, als ein paar Momente, die zeitlich und räumlich nicht mehr einordbar und trotzdem in unser Hirn gebrannt sind. Seichte Spuren hinterlassen, sich zwar wie ein roter Faden durch unser Leben ziehen, aber nicht groß stören. Der Faden geht durch Haut und Haare, sticht und piekt und ist fest in uns verwurzelt. Es tut ein bisschen weh, aber wir ertragen es. Es ist der rote Faden, den wir vermutlich vermissen würden, würde er nicht existieren und vielleicht das, was uns hält. Uns weiter rennen lässt. Denn alle rennen in die gleiche Richtung; in die Zukunft. Zu jenem Klumpen, den wir noch formen und transformieren können. Dort, wo wir alles finden was wir brauchen. Finden wir jeden Moment, den wir gleich wieder hinter uns haben. Stechen den Faden kurz in die Haut und denken dann nicht mehr an den kleinen Pieks. Ehe es überhaupt passierte haben wir das Erlebte überschrieben, neu codiert und letztendlich vergessen. Wir halten uns daran, dass wir alles neu erleben können, zu jeder Zeit, aber genau an der mangelt es uns. Haben nicht viel mehr, als ein paar Momente und Rauschzustände, von denen niemand mehr weiß, ob und wann sie passiert sind. Sind sie konstruiert oder vertauscht, oder einfach nur falsch verstanden. Wir verstehen nicht viel, aber immer mehr als nur Worte. Verstehen nur über den Kontext hinaus weiter bis zum nächsten Klumpen Zukunftsgeschichte. Befinden uns an Orten die die selben sind, aber zu anderen werden. Die zu Tatorten werden; zu Interpretationsorten, zu Missverständnissen und einem Problem. Eines, dass du durch deinen Faden hast. Du willst zwar weiter rennen, aber stattdessen sitzt du nur reglos da und läufst zurück; im Kopf, mit deinem Herzen. Solange bewegt sich nichts, solange fühlt sich jeder einzelne Pieks unerträglich an. Es widerspricht der Anfangshypothese und unserem postmodernen Geist, dem Prinzip des Weitermachens und Nachvorne-schauens. Klumpen können sich verformen und bröseln, manchmal lösen sie sich auf oder werden zu einem ganz großen Brocken. Nur weil Zeit vergeht und das Jetzt gerade so kurz ist, nur weil kurz darauf schon wieder Zukunft ist und wir anfangen uns neu zu formen, heißt das nicht, dass nirgendwo hinter uns ein Faden fest steckt, sich verhakt hat und dabei ist, sich zu entzünden.



- die Blog-Pausen entstehen durch ein (endlich wieder) pralles, reales Leben. Uni, Jobs und Praktikum füllen Kalenderseiten. Das ist gut so. 








Mittwoch, 27. März 2013

waiting for the sun



________________________
Wir stapelten, wir packten. Kisten und Materialien. Stoff für echte Dramen. Lange, Seitenlange Scripte lagen neben aufgerissenen Kisten voll mit Dreck.

Weißer Himmel, überall wo man nur hinschaut. Irgendwas zwischen Winterschlaf und Neuanfang, manche riechen es sogar schon. Wir packen aus. Wir lassen Dinge liegen. Wir lassen die Scripte in Kisten, stapeln uns übereinander, legen uns in den Dreck. Wir fangen an, räumen auf, räumen aus.

Wir finden etwas, finden seidenlangen Stoff der sich zum Verstecken eignet. Verstecken uns zwischen den Stapeln und dichten ein paar neue Geschichten. Zwar fühlen wir uns wohl; in langer Seide die sich wie ein Vorhang über unsere Körper zieht, und doch frieren wir irgendwie, die abstehenden Haare auf unseren Armen sind nicht zu übersehen. Wir sehen uns an, sehen die Altlasten, fallen wieder zurück in die Routine. Eine Grundträgheit überlappt alles, hängt sich über uns und alles was sicfür einen kurzen Moment nicht zu bewegen scheint. 

Es sieht so aus, als fehlte der Himmel. So, als hätte man ihn irgendwie ausgeschnitten und sich in an seine Zimmerwand geklebt. Dreckiger als weiß, weißer als grau. Wir setzten unsere Sonnenbrillen auf und halten einen Moment inne, dann riechen wir ihn auch irgendwo, zwischen dreckigen Kisten und echten Dramen; den Frühling. 

Sonntag, 17. März 2013

Monster!



Du hältst deine Hand so lange ins Feuer bis du einen inbrünstigen Schrei von dir gibst. Nur um zu sehen wie weit du gehen kannst. Und du gehst weit. Du hältst es aus, weil du weißt, es wird weitergehen, so lange bis einer von uns nicht mehr kann, solange bis einer von uns schlapp macht. Da du denkst, dass ich das sein werde, schaust du immer wieder zu mir herüber, nur um zu sehen ob ich schon aufgegeben habe. Was nicht der Fall ist. Meine Hände zieren Brandblasen, meine Füße sind wund gelaufen. Meine Haut rissig, meine Lippen spröde und blutunterlaufen. Wer auch immer dieses Spiel angefangen hat, es ist nicht mehr zu stoppen. Angefangen hat es mit Kleinigkeiten, jetzt spielt es sich eher auf Existenzebene ab; die es zu bekämpfen gilt. Wir halten uns nicht mehr an bestimmte Regeln, wir sind nur noch wild und unberechenbar. Liegen ständig auf der Lauer, jederzeit zum Angriff bereit. Dabei kämpfen wir niemals gezielt miteinander, sondern immer über Mittelmänner, Menschen die es für unsere Zwecke zu benutzen gilt. Unsere schönste Waffe ist die Verletzung, die sich in Form einen verbitterten Blickes, in Form eines schockierten Momentes äußert. Wir haben alles ausgespielt, haben Wunden in Salz ertränkt und noch ein bisschen entzünden lassen. Wir gehen weiter, unsere Blicke eiskalt. Was einmal Feuer war, ist getriebener Hass, gepaart mit der allgegenwärtigen Angst, dass der Spaß irgendwann ein Ende haben könnte. Das jemand aufgibt und damit der letzte Trumpf ausgespielt ist. Das wäre das Schlimmste, dagegen sind alle anderen Wunden nur ein paar oberflächliche Kratzer. Du hältst deine Hand ins Feuer und schreist nicht mehr. Du hältst es aus, weil du weißt, dass es immer weitergeht. Was nicht der Fall sein wird. Am Ende werden wir beide daran verrecken, zementiert sein in Hass und Angst. Wir werden keine Verletzung mehr spüren, wir werden keine Existenzebene mehr bekämpfen können. Wir werden still da liegen und an an den inneren Verletzungen des einstigen Feuers sterben. 


_________
harte Kost, bei Regen und Schnee, Mitte März. So lange man weiter auf den Frühling wartet -hier das passende erste Hilfe Paket

Freitag, 15. März 2013

Die Gefahr zu verschwinden



Wir spürten Wut, aber hassten nicht. Wir spürten Hass, aber wir wüteten nicht. Wir waren ein Zustand, in dem man kratzt, aber nicht aufkratzt. An dem man schabt, aber nicht gräbt. Rebellierten, ohne uns aufzulehnen, zweifelten, aber wussten nicht warum. Wir lagen flach auf der Erde und hofften das wir was spürten, aber am Ende hörten wir nur ein dumpfes Geräusch, das vielleicht irgendwann mal so etwas, wie ein kleiner Aufstand, aber am Ende doch nur ein Hochhalten von weißen Flaggen, war. Wir wollten mehr, aber wir wussten nicht wie. Wohin mit all den Vorhaben. Wir wollten die Welt, aber konnten sie nicht ertragen. Wir verstanden viel, aber sagten zu wenig. Wir sagten nichts und dennoch schwammen wir in einem Meer aus Wörtern. Versuchten uns durchzukämpfen, aber am Ende verschluckten wir uns, schnappten noch ein Mal nach Luft und verreckten dann jämmerlich an sinnlosen Sätzen, an einem Zustand aus Wort- und Kopfsalat.

Dann wurden wir plötzlich das, was wir nie werden wollten. Das, was man auf jeden Fall meiden musste. Als würde man von heute auf morgen vergessen, was wichtig ist, was zählt. So, als würde man plötzlich die Republikaner wählen, nur, weil man einen Moment mal nicht achtsam war. So als würde man anfangen seicht zu werden, nur weil man gerade so viel zu tun hat. Als würde man aufhören Dinge zu sagen, nur, weil man damit jemand verletzten würde. Als würde man Blicke meiden, weil sie einen ärgern könnten. So, als würde man sich aus den Augen verlieren, weil es eben einfach so passiert. Wir verschwinden, aus der Atmosphäre der Wichtigkeiten, schwimmen in Seiten, lauwarmen Gewässern, in denen man sich nicht nur mit Samthandschuhen anfasst, sondern auch mit Schwimmflügeln schwimmt. In denen nur unter Aufsicht und zu bestimmt festgelegten Zeiten geschwommen wird. Nicht aus freien Stücken, sondern aus Gründen von Gewohnheit oder aus purem Zufall.

Ein Albtraum, in dem nichts passiert, den man nicht mal mehr am nächsten Morgen erinnert. Das, was wir immer am meisten Verachteten, das traf ein. Verschwanden in Unsichtbar-, Glanz- und Witzlosigkeit, waren einen Moment unachtsam und wählten die falsche Seite. Die Vorstadt, die gemähten Wiesenflächen, die gehisste Flagge. Verfielen in leidenschaftslosen Patriotismus und bezahlten GEZ. Führten Hunde und Kinder durch die gemähten Wiesenflächen, kauften Häuser und Autos in passenden Farbkombis, lasen Bücher über die guten Seiten von Privatisierung, hatten sichere Jobs die für kontinuierlich steigende Löhne sorgten und waren glücklich. Zumindest dachten wir das.  

Wir verschwanden. In Form von Aufstand und Kampf. Verschwanden im Glauben an den Zufall. An zufällige Ungerechtigkeit. An ein zufälliges Ungleichgewicht. Wir trugen einen Teil dazu bei. Kreierten neue Schubladen, neue Definitionen von Rasse und Macht. Sprachen in Floskeln, sprachen viel, aber sagten rein gar nichts.

Wir verschwanden in seichten Gewässern, still und leise und niemand war da der uns packte und durchschüttelte. Wir wurden unwichtig, wir wurden klein und nichtig.

Wir verschwanden.
           


Samstag, 16. Februar 2013

Holy Moralverlust!




Falscher Ruhm und falscher Glaube entsprechen dem heutigen Bild der völlig verkommenen Moral. Von lautem Rülpsen, von lautem Furzen der postmodernen Gesellschaft die abwechselnd zwischen Puff und Pausenbrot ihr äußerstes gibt wichtige Werte einfach fallen zu lassen. Nicht nur Studenten scheint dieses Phänomen der Achtlosigkeit befallen zu haben; nein, auch Politikerinnen und Päpste scheinen vergessen zu haben, was Moral bedeutet. Das sie am Ende dastehen, ganz ohne jeglichen Titel und Würde scheint sie dabei nicht einmal zu jucken. Die Moral zerfällt und mit ihr die Gesellschaft. Falsche Bescheidenheit, falsche Lust, falsche Spiele und habe ich schon erwähnt selbst die Kirche scheint daran nichts rütteln zu können, nicht einmal Quoten-Halbschwarze in der FDP. Auch Django scheint in seinen Rachefeldzug alle seine Werte weg zu ballern und selbst auf schon längst tote Körper wird noch einmal kräftig abgezielt. So scheint nicht einmal mehr bei Tarantino eine kleinstmögliche Moral zu finden zu sein. Andere (wie Tarantino selbst) behaupten, die Moral sei der Rachfeldzug selbst. Aber wo kämen wir dahin? Wenn alle Gerächten Rächer werden und alle Päpste plötzlich abtreten, nur weil sie einen schlechten Tag haben? Vor ein paar Jahren kam einem das Lied von Wecker („Habemus Papam“) ja noch einigermaßen lächerlich vor. Aber heute? Heute scheint es ausgerechnet Wecker gewesen zu sein, der den postmodernen Schicksalsschlag vorausgesehen hat. Und nun?

a.) verkaufen wir den ganzen Vatikan, b). beten wir noch ein bisschen für die Rächer der Gerächten und hoffen dass am Ende doch noch ein bisschen Gnade übrig ist. 



__________

Kopfschmerzen und Regenschneematsch; eine Mischung die so nur in Deutschland zu existieren scheint. Wenigstens blüht der Blog.