Montag, 4. Juni 2012

Fun/c/king hipsters



Da in unsern recht intellektuellen Uni-Kreisen nicht nur wild über das Phänomen der Postmoderne debattiert und spekuliert wird, sondern eben auch über das des Hipsters, hier ein kurzer (aber allumfassender, bedeutungsvoller) Diskurs.

Falls du ein wahrer Hipster sein willst, erstens Streite dieses Phänomen erst einmal ab. Verweise bei deiner Jute-Beutel-Produktion auf den tieferen Sinn (am besten kommt immer eine Kritik als Kritik) und dann auf die kostbare Zeit die du dafür geopfert hast (in Wirklichkeit aber, bist du gar nicht wirklich in Produktion sondern hast ein Sparabo bei Urban Outfitters - 10 Beutel = 500 Euro - läuft!). Bei deinen Neon Färbenden T-shirts sieht es da ähnlich aus, denn mit viel Liebe und Mühe hast du sie gekürzt und in die Fransen ein paar Indianer Perlen gehängt (in Wirklichkeit... Bla Bla 10 Bauchfreie Neon T-shirts mit echten Indianerperlen 10 Stück = 1000 € läuft!). Die Jeansjacke ist aber wirklich vom Flohmarkt (ist sie nicht!) und auch die eckigen Ringe an deinen Fingern sind von einem Underground Designer aus Berlin (sind sie echt!). Alles andere ist Natur, oder zumindest ein Produkt deiner Fantasie die irgendwie mit Natur assoziiert wurde. Während du Club Mate trinkst (und behauptet du trinkst das schon bevor sie mit dem Biomade-Scheiss angefangen haben!) sinnierst du über das Leben in Form von Postings auf deinem Blog (Facebook ist halt auch fast wieder Neunziger) - in Form von geblitzten, unscharfen Partybildern. Mühsam eingescannt und extra noch ein paar Krümel vom Frühstücksbrötchen drüber verteilt. An deinen Wänden hängen Geweihe und Bilder von geblitzten Geweihen und verschreckten echten Rehen im Wald. Dazwischen besonders verrückte Sachen, wie eingerahmte Einkaufszettel und Post-it’s mit noch verrückteren Sprüchen deiner Kollegen. Zum Beispiel: Funk you. Das Ganze hat natürlich, unbestreitbar, einen tieferen Sinn, genau wie Brillen ohne Stärke, Uhren die vor einem halben Jahrhundert stehen geblieben sind, Nagellack der abblättert und Schuhe in denen man nicht laufen kann. Überall zieren schlaue Sprüche den Hipster, man könnte meinen, dies sei die Antwort auf all seine Sprachlosigkeit (vermutlich nicht!). Man könnte denken, ein stillheimlicher Protest gegen Perfektion und Glanz (leider nein), man könnte meinen nirgendwo wird so viel in so wenig reinkonsumiert; möglichst schlecht aussehen, möglichst schlau denken (könnte man meinen). „Look poor, think rich.“ sagte (hätte es dieses Phänomen damals schon gegeben) Andy , Hipster-Himself, Warhol (der nebenbei bemerkt auch nicht gerade das Sinnbild eines armen Schluckers abgab!). Eignet sich hervorragend für einen Jutebeutel, finde ich und verweise inzwischen schon pinselt auf den wirklich ganz tiefen Sinn dahinter. In diesem Sinne: Funk out!